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by h.d. mueller infacto

  D E R  1 8 .  J U N I  1 8 1 5

Blücher oder die Nacht

Es war inzwischen 5 oder 6 Uhr [17 oder 18 Uhr], und das Kriegsglück schien sich auf die Seite Napoleons zu neigen. Er hatte zwar große Verluste erlitten, aber an Terrain gewonnen; in Wellingtons Heer war kaum noch die Hälfte der Mannschaft und der Geschütze kampffähig, und diese war neuen Angriffen nicht mehr lange gewachsen. In Wellingtons Umgebung sprach man gegen 5 Uhr, als der Anmarsch der Preußen noch ungewiß war, von der Notwendigkeit des Rückzugs. Aber Wellington selbst wollte nichts davon wissen. Er ließ sich in seiner Ausdauer nicht erschüttern und in seinem Vertrauen auf Blüchers Wort nicht stören. “Unser Plan ist jetzt einfach “Blücher oder die Nacht”, sollen seine Worte gewesen sein. Eine volkstümliche Angabe ließ ihn den Seuzer ausstoßen: “Ich wollte, es wäre Nacht oder die Preußen wären da.”

   Das Bülowsche Korps hatte am 18. Juni schon vor Tagesanbruch seinen Marsch nach dem Schlachtfeld angetreten; Pirch und Zieten folgten ihm; von Thielmanns Korps blieb ein Theil bei Wawre stehen. (...)

   Der Marsch des preußischen Heeres ging auf den vom Regen aufgeweichten Wegen langsam vorwärts; die Kanonen waren kaum fortzubringen. Blücher, welcher den ganzen vorigen Tag hatte im Bett zubringen müssen, war in der Frühe des 18. Juni trotz heftiger Schmerzen zu Pferde gestiegen und hatte sich zu dem Bülowschen Korps begeben. (...)

   Gegen fünf Uhr kamen zwei preußische Brigaden aus dem Wald von Frischermont heraus und eröffneten das Geschützfeuer. Die französische Reiterei, welche von Napoleon den Preußen entgegengeschickt wurde, wurde von der preußischen Kavallerie zurückgeworfen, und da nun allmählich das ganze Bülowsche Korps beisammen war, so wurde auch das französische Korps Lobau, das eine Stunde lang den Kampf mit den Preußen aufgenommen hatte, genötigt, sich nach dem Dorfe Planchenois zurückzuziehen, das hinter dem Meierhof Belle-Alliance, also im Rücken der französischen Aufstellung lag. War dieses Dorf von den Preußen genommen, so war die Schlacht für Napoleon verloren. (...)

   Napoleon versuchte noch einen letzten Schlag. Er wollte Wellingtons Schlachtlinie durchbrechen und sich dann mit seiner ganzen Macht gegen die Preußen wenden. Eine Division des Korps Erlon und 10 Bataillone der Garde unternahmen unter Führung des Marschalls Ney den Sturm gegen Wellingtons Aufstellung. Wenn auch einige Regimenter desselben anfangs wichen, so brachte doch Wellington das Gefecht bald wieder zum Stehen; die Angriffe der Franzosen wurden zurückgeschlagen; ein englisches Garderegiment brachte durch sein Feuer die Angreifenden in Verwirrung und warf sie durch einen Bajonettangriff die Anhöhe hinab; drei andere Regimenter fielen den Franzosen in die Flanke und trieben sie nach Belle-Alliance zurück.

   Auch auf dem linken Flügel Wellingtons, wo Zietens Brigade in den Kampf eingriff, wurden die Franzosen zum Weichen gebracht. Wellington ließ nach abgeschlagenem Sturm seine ganze Linie vorrücken und die Richtung gegen Belle-Alliance einschlagen. Zu gleicher Zeit gelang es den Preußen, Planchenois zu erstürmen und zu besetzen, die 12 Gardebataillone und Lobaus Korps nach der Straße, die nach Genappe führte, zurückzuwerfen, welche bereits dem Feuer der preußischen Batterien ausgesetzt war. Da von allen Seiten die Weichenden, von den Preußen verfolgt, sich hier zusammendrängten, so verwandelte sich der Rückzug in eine wilde Flucht, in der man nur noch einzelne Soldaten, keine geschlossenen Glieder mehr sah. Napoleon selbst wurde in diese Flucht hineingerissen. (...)

   Die Truppen Blüchers und Wellingtons begeneten sich nach der Einnahme des Dorfes Planchenois abends acht Uhr hinter Belle-Alliance. Dort war es auch, bei einem Gehöft hinter dem Wirtshaus, daß die beiden Oberfeldherren sich trafen und gegenseitig zu dem entscheidenden Siege Glück wünschten. Da Wellington erklärte, daß er seine erschöpften Truppen ins Lager zurückführen müsse, so übernahm Blücher, obgleich dessen Truppen nichr weniger erschöpft waren, die nächtliche Verfolgung des Feindes.
Zitiert nach Beckers Weltgeschichte.

Wellington - Ney - Blücher

Wellington

Wellington, nach William Beechey

Der langerwartet Augenblick für einen Gegenangriff war gekommen. Den ganzen Tag war Wellington in der vordersten Gefahrenzone gestanden. Auf Copenhagen, seinem Braunen, war er überallhin galoppiert, hatte knappe Befehle erteilt und seine Männer barsch angespornt. Nun ritt er seine gelichteten Reihen entlang und befahl den Angriff. “Vorwärts, vorwärts!” rief er. “Sie können nicht standhalten!” Seine Kavallerie stürmte von der Höhe herab und zersäbelte die französische Armee zu einem ungeordneten Haufen von Versprengten. Ney wankte, außer sich vor Wut und einen zerbrochenen Degen in der Hand, von einem Verband zum anderen und brüllte vergebens. Es war zu spät. Wellington überließ die Verfolgung den Preußen. In höchster Seelenpein machte sich Napoleon auf den Rückweg nach Paris.

   Tief in der Nacht trafen sich Blücher und Wellington und fielen einander in die Arme. “Mein lieber Kamerad”, sagte der alte deutsche Feldmarschall, der kein Englisch konnte, “quelle affaire!”, und das war ungefähr sein ganzes Französisch. Diese kurze Begrüßung war sehr nach Wellingtons Geschmack.
Zitiert nach Winston S. Churchill, Geschichte (A History of the English Speaking Peoples)

 

 

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